Abockerinitiative lässt niemanden kalt

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300 Personen haben am Montagabend eine heisse Diskussion über Ab-zocker der gemütlichen warmen Stube vorgezogen. Der Grossauf-marsch auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesell-schaft AWG ins Casino Luzern zeigte: Thomas Minders Abzocker-Initiative lässt niemanden kalt.

Die AWG Luzern eröffnete mit einem hochkarätigen Podium die Meinungsbil-dung über die Abzockerinitiative in der Zentralschweiz. Mit dabei Thomas Min-der, Vater der Abzocker-Initiative, Unternehmer und Schaffhauser Ständerat. Gemeinsam mit dem Luzerner Gewerbeverbands-Präsidenten Roland Vonar-burg, Schötz, kämpfte er auf dem AWG-Podium für ein Ja zur Initiative „gegen die Abzockerei", die am 3. März zur Abstimmung gelangt.

Guter Aktionär, böser Verwaltungsrat

Exzessiven Löhnen und Boni lässt sich laut Minder nur dann der Riegel schie-ben, wenn die Generalversammlung der Unternehmen mehr zu sagen hat. Deshalb soll sie jährlich über die Verwaltungsratshonorare abstimmen. Damit werde endlich „nicht weiterhin Geld über die Hintertüre abfliessen", so Minder. Ein Argument, das beim Zuger Nationalrat und Initiativengegner Gerhard Pfis-ter Kopfschütteln auslöste. „Die Abzocker-Initiative hat einen grundsätzlichen Fehler", so Pfister. „Sie geht davon aus, dass der Aktionär ein höheres Verant-wortungsbewusstsein hat als der Verwaltungsrat". Das stimme jedoch nicht, weil viele Aktionäre den kurzfristigen Kursgewinn und nicht das langfristige Wohl der Firma im Kopf hätten.

Zu starr, praxisuntauglich

Auch Unternehmer und Economiesuisse-Vertreter Werner Hug, Malters, stellt sich gegen die Initiative und hinter den Gegenvorschlag des Parlaments. „Ich habe hohe Löhne schon lange vor der Abzocker-Initiative verurteilt. Doch die Initiative richtet mehr Schaden an, als sie hilft." So stört sich Hug an der vor-gesehenen jährlichen Wiederwahl der Führungsgarde. Diese Regelung sei viel zu starr und in der Praxis untauglich. Jedes Unternehmen solle selber entschei-den, ob eine ein- oder dreijährige Amtszeit sinnvoll sei. Der Gegenvorschlag nehme gute Ideen der Initiative auf, sei aber flexibler.

Schluss mit falschen Anreizen

Unter Moderation von SRF-Bundeshauskorrespondent Pascal Krauthammer stritten Gegner und Befürworter auch über Vorauszahlungen oder Abgangsent-schädigungen. Roland Vonarburg findet richtig, dass solche Zahlungen strikte verboten werden. „Selbst wenn ein Unternehmen in der Krise steckt wäre es ein falscher Anreiz, jemandem eine Vorauszahlung zu bieten." Noch schlimmer sei eine Abgangsentschädigungen als „Belohnung" für schlechtes Wirtschaften.

Minder punktete

Diese Argumente kamen beim Publikum gut an. Gerhard Pfister und Werner Hug versuchten zu erklären, weshalb manche Kröte zugunsten des Erhalts der Schweizer Wettbewerbsfähigkeit geschluckt werden müsse, oder weshalb unse-re Standortvorteile nicht wegen einigen unverbesserlichen Managern aufs Spiel gesetzt werden dürften. Doch selbst wenn Gerhard Pfister eindrücklich warnte: „Die Initiative hält nicht, was sie verspricht." Die Herzen des Publikums schie-nen mehrheitlich für Minders Initiative zu schlagen.

 

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