AWG kritisiert den Richtplan als «unfair»

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Marti Urs
AWG-Vizepräsident Urs Marti: „Auch die Landschaft braucht Enwicklungsperspektiven“

Der Entwurf für den neuen Richtplan ist unfair, weil er den Regionen des Kantons Luzern ungleiche Entwicklungschancen bietet. Für die AWG widersprechen starre Vorschriften beim Bevölkerungswachstum pro Gemeinde einer liberalen Regional-politik und fördern unnötig den Graben zwischen Stadt und Land. Die AWG verlangt eine fundamentale Überarbeitung des Richtplans.

Der in die Vernehmlassung geschickte kantonale Richtplan teilt die Gemeinden in sechs Kategorien ein. Je nach Zuteilung darf bis 2035 die einzelne Gemeinde bevölkerungsmässig mit Neueinzonungen zwischen 0,22 Prozent bis 0,77 Prozent jährlich wachsen.

Beispiele Ebersecken oder Grossdietwil

Die AWG lehnt starre Wachstumsvorschriften ab. «Land- und Randregionen werden systematisch benachteiligt», kritisiert der Zeller Kantonsrat Urs Marti als Vorstandsmitglied der AWG Kanton Luzern und nennt zwei Beispiele. Ebersecken mit 415 Personen und einem zulässigen Wachstum von 0,22 Prozent könnte pro Jahr um 0.9 Einwohner wachsen. «Da könnte innerhalb von vier Jahren nicht einmal eine Familie in eine Gemeinde, die gegen die Abwanderung kämpft, zuziehen. Oder in Grossdietwil mit 853 Einwohnern dürften langfristig nur 1,8 Personen am Neuzuzügerabend teilnehmen.»

Unnötiger Graben Stadt – Land

Die Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft AWG findet es grundsätzlich richtig, dass die Gemeinden in der Agglomeration und entlang der Y-Achse (Autobahnen) stärker wachsen, wobei verdichtete Bauweise Pflicht sein muss. Starre Wachstumsvorschriften für Land- und Randregionen lehnt die AWG aber entscheiden ab. «Auch die Landschaft braucht Entwicklungsperspektiven», so Marti. Es liege kaum im Interesse der urbanen Gebiete, wenn Rand- und Landregionen ausdünnen. Staatspolitisch wäre es gefährlich, den Stadt-Land-Graben zu verstärken. Zwischen Bevölkerungszahl, Arbeitsplätzen und Infrastruktur in den Gemeinden bestehe ein direkter Zusammenhang.

Starke Regionen sind wichtig

Die Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft AWG verweist auf die Resultate einer im Sommer publizierten Umfrage. 63 Prozent der AWG-Mitglieder haben sich ausdrücklich für Investitionen der öffentlichen Hand in regionale Strukturen auf der Landschaft ausgesprochen. «Die Umfrage war ein deutliches Plädoyer für starke, funktionsfähige Regionen», sagt AWG-Präsident und Nationalrat Leo Müller. Die AWG erwartet deshalb eine grundlegende Überarbeitung des Richtplans.

Tags: Richtplan, Landschaft, Entwicklung

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