Wirtschaft und Staat: widerstandsfähiger als befürchtet
Die Schweizer Wirtschaft steht im internationalen Vergleich gut da und der Staat kann die Verschuldung schultern: Diese optimistische Einschätzung nahmen drei Experten, unabhängig voneinander, an einer Veranstaltung der AWG Kanton Luzern vor. Verpasst? Hier gibt es das Video vom Anlass.
«Wie kommen wir da raus?» fragte die Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft (AWG) an ihrer gut besuchten Online-Veranstaltung. «Viele befürchten eine Langzeit-Rezession und ein Schuldenberg auf schneesichern Höhen», provozierte AWG-Präsident Josef Wyss einleitend.
Bäurle: «Wir sind optimistisch»
Gregor Bäurle, Delegierter der Schweizerischen Nationalbank für regionale Wirtschaftskontakte Zentralschweiz, sprach von einem starken Einbruch der Weltwirtschaft im Frühling 2020 und einer schnellen, wenn auch unvollständigen Erholung seither. Die Schweizer Wirtschaft sei vom Einbruch insgesamt etwas weniger stark betroffen als andere Länder in Europa. Eine Konkurswelle gebe es bis jetzt nicht. Auch der Anstieg der Arbeitslosigkeit sei weniger stark als befürchtet ausgefallen, «nicht zuletzt dank der Kurzarbeit und den Covid-Krediten». So stabil die Volkswirtschaft als Ganzes sei, so dramatisch sehe es in einzelnen Branchen wie Gastronomie und Tourismus aus. Aber: «Insgesamt dürfen wir optimistisch sein, dank Impferfolgen, weltweiter fiskalischer Massnahmen, einem gewissen Nachholbedarf beim Konsum und einer expansiven Geldpolitik.»
Schaltegger: «Schuldenbremse hilft»
Wirtschaftsprofessor Christoph Schaltegger von der Universität Luzern bezeichnete die bewilligten Kredite des Bundes von 95,4 Milliarden Franken als «historisch einmaligen Fiskalimpuls». Im internationalen Vergleich stütze die Schweiz ihre Wirtschaft «überproportional». Die Staatsverschuldung werde massiv ansteigen, doch dank der Schuldenbremse sei die Belastung verkraftbar. Denn die Schuldenbremse sei in den letzten Jahren mehr als erfüllt worden (Ausgleichskonto). Für Schaltegger sind die Schulden von Bund Kantonen verkraftbar, «aber nur, wenn wir jetzt den Kompass nicht aus den Augen verlieren.»
Wyss: «Arbeitsplätze sichern»
Die konsequente Anwendung der Schuldenbremse auf kantonaler Ebene ist einer der wichtigsten Gründe für die aktuell komfortable Situation des Luzerner Finanzhaushaltes, erläuterte Finanzdirektor und Regierungspräsident Reto Wyss. Der Kanton Luzern sei in der Lage, die coronabedingten Mehrausgaben in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Wirtschaft zu stemmen, wobei die Härtefallmassnahmen besonders wichtig sind. Innerhalb von vier Monaten hat der Kanton Luzern aus dem eigenen Etat 266 Millionen Franken gesprochen, wobei knapp 60 Millionen bereits ausbezahlt sind. Die Härtefallpolitik des Kantons hat laut Wyss klare Konturen: «Am wichtigsten ist das Sichern der Arbeitsplätze und die rasche Abgeltung für behördlich geschlossene Betriebe.»
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